ZEAG und SWHN gründen Erneuerbare Energiengesellschaft
02. Jul 2024
Heilbronn, 01. Juli 2024 – Die Stadtwerke Heilbronn GmbH (SWHN) und die ZEAG Energie AG (ZEAG) haben die Gründung einer neuen Erneuerbaren Energien Gesellschaft bekanntgegeben, um die Produktion von grüner Energie in Heilbronn zu stärken und die Dekarbonisierung der Stadt voranzutreiben.
Die Gesellschaft, an der die SWHN mit 25,1 Prozent und die ZEAG mit 74,9 Prozent beteiligt sind, wird ab dem 1. Januar 2025 den operativen Betrieb aufnehmen. "Die Gründung dieser Gesellschaft ist ein strategischer Schritt, um die Energiewende lokal voranzutreiben," so Erik Mai, Geschäftsführer der Stadtwerke Heilbronn. Oberbürgermeister Harry Mergel unterstützt das Vorhaben, das die Möglichkeit eröffnet, die Beteiligungsquote der Stadtwerke oder der Stadt auf 49,9 Prozent zu erhöhen und somit die Stadt Heilbronn in die Lage zu versetzen, treibhausgas-neutral zu werden: „Das ist ein wichtiger Baustein, um die Klimaziele der Stadt Heilbronn zu erreichen und ein hervorragendes Beispiel für gelebte Partnerschaft vor Ort.“
Wasserkraft als Basis
Die Gesellschaft wird zunächst zwei bestehende Erneuerbare Energie-Anlagen nutzen: das Neckarkraftwerk Heilbronn und die Stromproduktion des Laufwasserkraftwerks Horkheim. Zusammen tragen diese Anlagen bereits mit insgesamt 35 Mio. Kilowattstunden (kWh) zur grünen Stromerzeugung bei. Das Neckarkraftwerk Heilbronn mit seiner 1,7 MW installierten Leistung erzeugt rund 9 Mio. kWh pro Jahr und versorgt damit umgerechnet etwa 3.000 Haushalte mit CO2-freier Energie, was einer CO2-Vermeidung von jährlich etwa 10.575 Tonnen entspricht. Das Laufwasserkraftwerk Horkheim verfügt über eine installierte Leistung von 4,3 MW und erzeugt jährlich rund 26 Mio. kWh, was etwa 8.700 Haushalte versorgt und eine CO2-Vermeidung von 30.500 Tonnen pro Jahr bedeutet.
"Mit Wasser fing vor über 130 Jahren in Lauffen am Neckar alles an – so auch jetzt," freut sich ZEAG-Vorstand Franc Schütz. „Denn mit der ersten Drehstromübertragung zur Weltausstellung 1891 nach Frankfurt, erzeugt mit Wasserkraft aus dem Neckar, hat das Vorläufer-Unternehmen der ZEAG ein wesentliches Kapitel der Industriegeschichte geschrieben - Heilbronn wurde danach die erste drehstromversorgte Stadt der Welt“.
Zur Frage der Einbringung des Laufwasserkraftwerks Horkheim erklärt Alexander Bürkle, kaufmännischer Leiter der ZEAG: "Die Neckar AG besitzt und betreibt das Wasserkraftwerk in Horkheim. Die ZEAG erhält über einen entsprechenden Strombezugsvertrag sämtliche in der Anlage erzeugten Strommengen, hat aber selbst kein Eigentum am Kraftwerk. Insofern ist eine Einbringung des Kraftwerks durch die ZEAG in die neue Gesellschaft zwar nicht möglich; durch die Abnahme des Stroms aus dieser Anlage wird der regionale Bezug jedoch adäquat sichergestellt."
Ausbaupotenzial
Zusätzlich plant die neue Erzeugungsgesellschaft den Bau von bis zu fünf Windenergieanlagen (WEAs) auf der Gemarkung von Heilbronn-Kirchhausen. Die Stadtwerke Heilbronn bringen hierfür die notwendigen Nutzungsverträge für die erforderlichen Flächen ein. Derzeit laufen umwelt- und artenschutzrechtliche Untersuchungen sowie Windmessungen. Die Ergebnisse werden im Jahr 2025 erwartet und bilden die Entscheidungsgrundlage für das Windkraft-Projekt.
Die aktuelle Planung sieht die Installation der neuesten Windenergieanlagen des Typs Enercon E-175 vor, die mit einem Rotordurchmesser von 175 Metern eine Leistung von 6.000 kW pro Anlage liefern können. Jede dieser Anlagen wird pro Jahr ca. 12 Mio. kWh grünen Stroms erzeugen, was einer jährlichen CO2-Vermeidung von etwa 14.100 Tonnen (im Vergleich zur Erzeugung aus Braunkohle) entspricht.
Absicherung und CO2-Neutralität
Die Stadtwerke Heilbronn rechnen bis 2035 mit einer Verdopplung des eigenen Strombedarfs, der unter anderem durch den Ausbau der Eigenwasserversorgung, von E-Ladestationen und vor allem durch die geplante Umstellung der Busflotte auf Elektro-Busse verursacht wird. „Wir sind ein energieintensives Unternehmen, das in Folge CO2 ausstößt. Gleichzeitig waren wir in Krisenzeiten - wie andere Unternehmen auch - von steigenden Energiepreisen stark betroffen. Mit der Gründung der Erneuerbaren Energien Gesellschaft erreichen wir einerseits das Ziel der Dekarbonisierung voraussichtlich noch vor dem Jahr 2035. Zum anderen sichern wir uns durch eine lokale Investition in Erneuerbare Energien vor bestehenden und zukünftigen globalen Krisen wirtschaftlich ab,“ erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Erik Mai.
Die Stadtverwaltung und die SWHN haben derzeit einen Energiebedarf von rund 17 GWh bzw. 10 GWh, der sich bis 2030 auf 20 GWh erhöhen wird. Mit den aktuell geplanten Erzeugungsmengen und dem möglichen Ausbau der Windkraft auf bis zu fünf Anlagen kann bis zum Jahr 2030 eine Gesamtmenge von rund 79 GWh erreicht werden. Davon könnten die SWHN und die Stadt Heilbronn bei einer Beteiligung von 49,9 Prozent rund 40 GWh beziehen und damit CO2-Neutralität erreichen.
Langfristige Partnerschaft
Die langfristigen Ziele der neuen Erzeugungsgesellschaft umfassen die Steigerung der Anteile erneuerbarer Energien an der Gesamtenergieversorgung und den Ausbau des Erneuerbaren-Anteils gemäß den Klimaschutzzielen der Stadt Heilbronn. "Die Zusammenarbeit zwischen den Stadtwerken und der ZEAG erfolgt auf absoluter Augenhöhe. Jeder Partner stellt je eine Geschäftsführung. Das garantiert, dass die Zusammenarbeit von einer engen Abstimmung und einer gemeinsamen Entscheidungsfindung geprägt ist," so ZEAG-Vorstand Franc Schütz. „Beide Partner bringen ihre spezifischen Stärken ein, um die Erzeugungsgesellschaft erfolgreich zu führen und gemeinsam die Energiewende in Heilbronn möglich zu machen“.
Auch an anderer Stelle haben die Stadtwerke Heilbronn und die ZEAG Energie AG bereits erfolgreiche Partnerschaften am Energiestandort, wie z.B. im neu gebauten Parkhaus Neckarbogen, wo die ZEAG-Tochter Wärmegesellschaft Heilbronn mbH als Mieterin eine integrierte Quartiers-Energiezentrale mit Großwärmepumpe, einem Blockheizkraftwerk und einer PV-Anlage realisiert hat und betreibt.